St. Petersburg - Sprachtraining / Sprachschule für Russisch

Sicherheit in St. Petersburg / Russland

Oftmals wurde ich ungläubig angeguckt, als ich von meinem Sprachurlaub in St. Petersburg erzählt habe.

Typische Reaktionen sind: "Ist das dort nicht gefährlich?", "Komm lebendig wieder zurück", "Oh weia - Russland?".

Nun wäre es verkehrt den Eindruck zu erwecken, dass St. Petersburg sicher ist wie die Münsteraner Innenstadt zur Mittagszeit. Im Vergleich zu europäischen Großstädten würde ich die Sicherheit in der Stadt aber als höher Einschätzen. Warum?

Im Gegensatz zu Paris, Rom und Barcelona ist man es hier nicht unbedingt gewöhnt Touristen aus dem Ausland in extrem hohen Massen vorzufinden. Natürlich besuchen immer noch einige Millionen Touristen jährlich die Stadt - im Vergleich zu Städten wie Paris, Rom und Barcelona dürfte man St. Petersburg aber kaum als Touristenstadt bezeichnen. Die Auswirkungen davon sind positiv wie auch negativ. Eine klassische Stadtour sucht man z.B. eher vergebens - gelegentlich gibt es russisch geführte Touren die von Marktschreiern am Nevski Prospekt verkauft werden. Andererseits hat SPB, deren Fokus und Einnahmequelle nicht primär auf Touristen liegt, dann auch den Vorteil dass sich nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl Krimineller mit den Touristen beschäftigt. Hier gibt es natürlich auch Taschendiebe aber im deren Anzahl ist im Gegensatz zu Barcelona verschwindend gering.

Aus meiner Sicht gibt es in St. Petersburg passive und aktive Gefahren.

Aktive Gefahren sind betrunkene Russen und Privattaxen. Wie in Deutschland auch, sollte man auch in Russland um betrunkende Menschen einen Bogen machen. Der Bogen darf hier allerdings etwas größer ausfallen und wenn man noch angesprochen wird kurz Kopf schütteln (im Sinne von "nein") und zügig weitergehen. Der Punkt hier ist folgender: während wir in Deutschland eine steigende Aggressivität unter Alkoholeinfluss als Entwicklung der letzten Jahre beobachten, so ist diese Entwicklung in Russland längst eingetreten. Die Russen, die ich hier betrunken erlebt habe waren oftmals sehr aggressiv und konnten von einem Moment auf den anderen die Fassung verlieren. Also Abstand halten oder aufbauen sobald der Alkohol überhand nimmt. Übrigens ein Grund warum ich lieber in hochwertige Restaurants und Bars gehe: betrunkene Leute habe ich hier kaum gesehen!

Privattaxen. Der praktische Ersatz für den schlechten Nahverkehr und langsame Taxizentralen hat auch seine Nachteile. Im schlimmsten Fall stellt sich der private Fahrer als beruflicher Touristenräuber heraus und fordert in der Seitenstraße eindringlich eine kleine Abgabe an seinen privaten Gewerkschaftsbund. Um nicht in eine solche Situation zu gelangen, empfehle ich folgende Punkte zu beachten:
  • in Industriegebieten bzw. Randgebieten offizielle Taxen bestellen - auch wenn es länger dauert
  • Typen die Aussehen wie Schwerverbrecher - sind es vielleicht auch - es ist kein Problem auch einmal ein Auto weiterzuschicken bzw. abzuwinken
  • In der Gruppe fährt es sich wesentlich sicherer
  • Nicht in Autos steigen, in denen mehr als eine Person sitzt
  • Stets eine Vorstellung davon haben, welches die richtige Richtung zum Ziel ist und reklamieren sobald ein Umweg gefahren wird, ggf. an populären Orten sofort wieder aussteigen
  • Der Tag ist dein Freund, die Nacht auch - aber manchmal eben nicht
Passive Gefahren sind im Winter Schnee/Glätte/Eiszapfen und zu jeder Jahreszeit der Autoverkehr. Erstaunlicherweise hatte ich kaum Probleme mit Schnee und Glätte. Während ich mich in Deutschland gerne mal auf den Hosenboden setze, so führte die Eisglätte in St. Petersburg maximal zu Strauchlern. Vielleicht liegt es auch an der erhöhten Aufmerksamkeit meinerseits. Diese sei in jedem Fall ans Herz geleckt: einen Russland Urlaub mit einem gebrochenem Arm oder Bein zu beenden, ist wohl weniger wünschenswert.

Vor einer Gefahr möchte ich ganz besonders warnen, da wir sie aus Deutschland kaum kennen. In SPB hängen in der Winterzeit von vielen alten Gebäuden sehr schön anzusehende Eiszapfen herunter. Was von unten malerisch aussieht, ist tatsächlich 5-50kg schwer, verdammt spitz, kalt und gefährlich wenn es herunterfällt. Der SPBler geht daher nie direkt an der Hauswand um zu vermeiden von den Eisspießen regelrecht durchlöchert zu werden. Oftmals wird der Gehweg in der Breite des Dachüberhanges vor den Gebäuden gesperrt. Das Absperrband hält allerdings nicht immer und überall darf man damit auch nicht rechnen. Daher sei gewarnt und als Tipp - lieber näher am Straßenrand laufen.

Der Autoverkehr ist in St. Petersburg eine konstante Gefahr. Egal ob als Fußgänger oder Autofahrer/Beifahrer. So habe ich nur um 5m einen Unfall mit 40km/h (unsere Richtung) und ca. 80km/h (quer...) verpasst, als ich in einem Privattaxi saß. Das kann dann auch schon einmal im Krankenhaus oder tödlich enden. Unschön. Aktiv vermeiden lässt sich hier leider nicht viel. Anschnallen, nicht zu schnelles fahren (ggf. darum bitten) und Mitbeobachtung des Straßen- und vor allem Querverkehrs können hier so manchen Unfall vermeiden. Als Fußgänger habe ich jegliche Situationen erlebt - von vorbildlichen sehr netten Autofahrern bis zu denen bei denen man sich fragt ob dies nun ein Anschlag werden sollte. Prinzipiell verhält es sich damit dann aber auch nicht anders wie in Deutschland.

Neben den oben aufgeführten Gefahren gibt es sicherlich noch zahlreiche dunkle Ecken die es zu meiden gilt. Genau so wenig wie man allerdings in Deutschland um 04:00 Uhr nachts durch die sozialen Brennpunkte spaziert und laut auf sich aufmerksam macht nicht der Sprache mächtig zu sein - genau so wenig sollte man dies hier und überall auf der Welt tun.