Wenn wir bei der Metapher der Lebensader bleiben, dann hat St. Petersburg wohl ernsthafte Probleme mit Verkalkung, Krampfadern und Blutgerinseln.
Das Leben in St. Petersburg unterteilt sich in zwei mal zwei Abschnitte. Wochentage und Wochenende im Sommer sowie Wochentage und Wochenende im Winter.
Das Metro-Netz ist für eine 4-Millionenstadt leider vollkommen überlastet und veraltet. Eine Modernisierung ist auf Grund des komplexen Untergrundes und der mangelnden Alternativen bei Sperrung von Abschnitten, kaum möglich. Schon heute liegt die U-Bahn zwischen 75-100m im Untergrund um weit genug vom Wasser der Flüße und des Meeres entfernt zu sein. Das größte Manko ist aber eindeutig die Anzahl und Verteilung der Stationen. Ein Fußweg von 2-3km bzw. 20-40min zur Metro ist nicht ungewöhnlich.
Die Alternative zum Untergrund ist der Verkehr auf der Straße. Die Bezeichnung Verkehr darf i.d.R. aber nur am Wochenende genutzt werden. Tagsüber bzw. in der Woche wälzen sich Lawinen aus Blech in Schrittgeschwindigkeit durch die ganze Stadt. Stillstand ist hier ein Zustand.
Wer allerdings keine Lust auf Metro hat und zur richtigen Uhrzeit fährt, kann durchaus schneller an sein Ziel kommen. Eine Möglichkeit sind offizielle Taxen, eine andere inoffizielle Taxen (quasi jedermann).
Offizielle Taxen müssen per Telefon bestellt werden. Dafür darf man sicher sein, nicht überfallen zu werden und dass der Preis (wird am Telefon genannt) auch eingehalten wird. Wartezeiten von 30-45min sind aber auch gute Argumente gegen das normale Taxi. Gerade in der Kälte!
Der Vorteil der Privattaxen ist die Verfügbarkeit und ab und zu auch der Preis. Eine pauschale Aussage dass Privattaxen günstiger sind lässt sich nicht machen. Wie an der Börse steigt und fällt der Preis mit der Nachfrage und Alternativangeboten. Freitag Abends bei Regen sind Taxen gerne einmal 2-3x so teuer wie Montag Nacht um 03:00 Uhr - hier ist jeder froh um eine Fahrt. Groér Nachteil der privaten Taxen ist übrigens eine fehlende Winterfestigkeit. Spikes sind hier Pflicht.
Gewarnt sei an dieser Stelle in Autos zu steigen, in denen bereits 2-3 Personen sitzen. Überfälle sind nicht häufig, kommen aber vor. Die Russen selbst warnen vor allem bei der Fahrt mit "kaukasischen" Fahrern, die überwiegend als Gastarbeiter nach SPB gekommen sind. Hier kam es schon öfters zu Überfällen auf Fahrgäste. Geld und Pässe lassen sich zwar ersetzen - der Abend ist jedoch vermiest und der Schock sitzt tief.
Insgesamt ist Fortbewegung in St. Petersburg ein kleines Abenteurer. Jeden Tag aufs Neue. Der St. Petersburger sieht sich übrigens daher auch nach, wenn die Verabredung 15-45min später oder auch gar nicht (natürlich mit Absage) erscheint. Begründungen wie "kein Taxi bekommen", "Taxi ist falsch gefahren" oder "Stau" sind hier tatsächlich keine Ausreden.